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Teil 7
Ich setzte mich alleine an einen Tisch und wartete auf Lara, doch ich sah, dass sie sich gerade neben Janina setzte. Ich beugte mich hinab, um Papier uns Stifte aus meiner Tasche zu holen, als ich merkte, dass sich jemand neben mich gesetzt hatte. Ich schaute auf und sah…Tim.

„Hi!“ sagte er grinsend. „Hast du schön gelernt?“

„Wenn ich ehrlich sein soll: Nein. Ich habs total vergessen!“ sagte ich kleinlaut.

„Ich bitte um Ruhe! Ich teile jetzt die Blätter aus und dann will ich keinen Laut mehr hören! Und bei wem ich einen Spicker finde, der bekommt eine 6 und kann gehen!“ rief Herr Fink streng.

„Viel Glück!“ flüsterte Tim zu mir.

Ich wollte gerade etwas erwidern, als Herr Fink zu mir kam, mir ein Blatt gab und mich tadelnd ansah. Wie ich vermutet hatte, war die Arbeit furchtbar. Ich verstand nichts. Wie bei jeder Arbeit in Herr Finks Fächern, fragte ich mich, wo ich das ganze Jahr gewesen war. Ich musste den Spicker benutzen, damit ich wenigstens keine allzu schlechte Arbeit schrieb. Ich versuchte ihn aus meiner Tasche zu holen, doch irgendwie hatte er sich verhakt.Endlich hatte ich ihn herausbekommen. Ich schrieb eilig alles ab, was ich gebrauchen konnte, dann passierte es. Der Zettel fiel mir herunter. Ich bückte mich und hob ihn auf, als ich Herr Finks Schritte hörte. Ich bekam Panik. Herr Fink war aufmerksam geworden und auf dem Weg zu mir. Eine warme weiche Hand berührte meine und nahm mir den Zettel ab. Es war Tim. Herr Fink kam, sah den Zettel in Tims Hand und sagte:

„Was habe ich vorhin gesagt? Ich muss dir leider die Arbeit abnehmen, Tim! Das ist eine glatte 6! Ich bin enttäuscht von dir! Deine erste Physikarbeit bei uns und du musst betrügen!“ Er nahm Tims Arbeit, ging zum Pult, klebte den Spickzettel darauf und strich die gesamte Arbeit  mit einem Rotstift durch. Ich starrte Tim an.

„Warum? Nein!“ sagte ich.

„Ruhe Marie! Konzentriere dich auf deine Arbeit, sonst muss ich sie dir auch noch abnehmen!“

Tim packte seine Sachen und verließ wortlos den Raum. Ich wand mich wieder dem Bogen Papier vor mir zu und schrieb die letzten zwei Sätze. Ich ging nach vorne, gab die Arbeit ab und verließ ebenfalls den Raum. Ich rannte die Treppe hinunter und sah Tim gerade durch die Tür nach draußen gehen. Ich rannte ihm hinterher. Als ich ihn endlich eingeholt hatte, fragte ich atemlos:

„Wieso hast du das getan? Das war mein Problem. Jetzt hast du eine 6!“

„Ja, aber ich bekomme trotzdem noch eine 3, weil ich mündlich gut stehe. Du hättest eine 5 bekommen.“

Ich starrte ihn ausdruckslos an.

„Das hättest du nicht tun müssen. Das war mein Problem. Aber…Danke.“

Ich drehte mich um und ging zurück in die Schule. Ich lehnte mich an die Heizung und dachte nach. Ich fühlte mich schlecht. Wenige Gedanken später klingelte es. Nach kurzer Zeit stand Lara neben mir.

„War dieser Zettel, der, von dem ich denke, welcher es war?“ Sie war selbst verwirrt von diesem Satz.

„Ja…“ sagte ich betrübt.

„Wieso hat er das getan?“

„Weil ich sonst eine 5 aufm Zeugnis bekommen hätte.“

„Deshalb? Man hast du ein Glück! So einen hätt ich auch gern mal!“

Der restliche Schultag verlief ereignislos. Ich starrte Tim durchgehend an, versucht mir ein Bild zu machen, warum er sowas für mich tat. Er schaute mich den ganzen Tag nicht mehr an. Gegen Abend traf ich mich mit Lara an der Sporthalle. Wir hatten Hockeytraining und ich setzte mir als Ziel, mich richtig auszupowern. Ich war voll bei der Sache, nahm jedem den Ball ab und bekam mehrmals Lob von meiner Trainerin. Zum Abschluss stellte sie die Spielerliste für das kommende Spiel am Wochenende auf.

„Also als Kapitän spielt am Samstag Marie. Du hast heute wirklich sehr gut gespielt und gezeigt, dass du es willst! Der Rest der Mannschaft setzt sich zusammen aus: …“

Ich hörte nicht mehr zu. Mir war auf einmal ganz schwindelig.

„Juhu!! Ich spiele auch!“ rief Lara. „Hey alles ok? Du siehst nicht gut aus. Komm, wir gehen mal rein und setzen uns hin ja?“

Sie stützte mich und zusammen gingen wir vom Feld in die Halle in Richtung Umkleide.

„Mir geht’s schon wieder besser.“ sagte ich wahrheitsgemäß.

„Sicher?“ fragte Lara.

„Ja sicher.“

Nachdem wir uns umgezogen hatten, verabschiedeten wir uns und ich ging nach Hause. Meine Mutter war zur Abwechslung mal zu Hause und kochte. Ich holte Teller und Besteck aus dem Schrank und deckte den Tisch.

„Na wie war Hockey, mein Schatz?“ fragte meine Mutter.

„Gut. Ich bin am Samstag als Kapitän aufgestellt!“

„Wirklich? Das ist ja toll!“

Mein Vater und mein Bruder kamen auch an den Tisch und wir aßen Spagetti Bolognese.

Nachdem ich meinen Teller geleert hatte, fragte meine Mutter:

„Und wie war die Physikarbeit?“

„Woher weißt du das?“

„Oben liegt ein Zettel mit den Daten deiner Arbeiten! Also?“

„Ging.“ War meine knappe Antwort. Ich nahm meinen Teller, stellte ihn in die Spülmaschine und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.Ich wollte nicht weiter über das Thema reden. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und machte meine restlichen Hausaufgaben. Ich schaltete noch kurz den Computer ein und kontrollierte meine E-Mails. Da war eine Mail von Herrn Fink.

 
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